08. Ich war Mobbingopfer

Dem Phänomen Mobbing am Arbeitsplatz bin ich vor ein paar Jahren begegnet, als ich für eine der größten Banken in meinem Land gearbeitet habe. Zu jener Zeit habe ich es persönlich erlitten und war auch Zeugin von Mobbing gegen meine Mitarbeiter.

Diese Mobbinghandlungen, die gegen mich gerichtet waren, haben sechzehn Monate gedauert. Nachdem die „Mobbing-Angriffe“ zu Ende gegangen sind, habe ich in den nächsten sieben Monaten noch in derselben Firma gearbeitet. Zu dieser Zeit ist es zu anderen dramatischen Ereignissen gekommen, die eine direkte Folge des vorherigen Mobbings gewesen sind.

Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, dass ich mit Handlungen zu tun hatte, die sich Mobbing nannten, also Handlungen, die für psychische Gewalt am Arbeitsplatz charakteristisch sind.

Einmal bin ich ganz zufällig auf einen Artikel über Mobbing von Prof. Heinz Leymann auf einer der schwedischen Internetseiten gestoßen. Dabei habe ich bemerkt, dass die Erfahrungen der Betroffenen, als auch die Folgen der Mobbinghandlungen im Leben der Opfer ganz ähnlich waren, wie die meinigen.

Seit dieser Zeit begann ich mich für das Phänomen Mobbing am Arbeitsplatz zu interessieren. So habe ich meine eigenen Erfahrungen mit den beschriebenen Mobbingfällen in verschiedenen Artikeln und anderen Quellen konfrontiert. Dadurch bin ich zum Entschluss gekommen, dass ich mehrere Monate lang ein Mobbingopfer und gleichzeitig auch Zeugin diverser Mobbinghandlungen gegen meine Arbeitskollegen gewesen bin.

An jenem Tag, als ich meinen Arbeitsvertrag aufgelöst habe und die Firma verlassen habe, war ich extrem – seelisch als auch physisch – erschöpft. Ich hatte das Gefühl, als ob mein Leben in der Schwebe gewesen wäre. Ich war nach zwei Jahren Arbeit im ständigen Stress nicht fähig normal zu leben und zu arbeiten.

Die letzten Jahre waren eine Zeit des Kampfes gegen Krankheiten und Beschwerden, eine Zeit des Kampfes gegen finanzielle Schwierigkeiten und gegen den Mangel an Arbeit, doch es war gleichzeitig auch eine Zeit der Genesung. Das war ein mühsamer Prozess der Rückkehr zum normalen Leben, Arbeit und Kraft.

Jetzt lebe und arbeite ich normal. Mein Gesundheitszustand ist gut, ich habe eine Arbeit und allmählich wenden sich die Folgen des Mobbings, den ich erlitten habe, der Vergangenheit zu.

Ich habe sehr lange gezögert, bevor ich mich endlich dafür entschieden habe, meine Mobbingerfahrungen zu beschreiben. Warum? Denn dies würde eine Rückkehr zu der tragischsten Zeit in meinem Leben bedeuten. Das bedeutete für mich wiederum die schmerzhaften Ereignisse erneut zu erleben, alte Wunden aufzukratzen und von etwas zu erzählen, was so schwierig und schmerzhaft für mich gewesen ist.

Doch tief in meiner Seele spürte ich und war davon überzeugt, dass ich – als eine direkt vom Mobbing betroffene Person – die Pflicht und das moralische Recht hatte, über psychische Gewalt am Arbeitsplatz zu sprechen. Meiner Meinung nach darf man nicht schweigen, wenn man mit Psychoterror gegen Mitarbeiter sowie auch mit seinen verheerenden Folgen konfrontiert wird: Unglück, Leiden, Schmerz, Verzweiflung, Krankheiten und diversen – darunter psychischen und physischen – Beschwerden, materiellen und finanziellen Ruin sowie auch andere dramatische Konsequenzen.

Alle mit dem Mobbing verbundenen Ereignisse, darunter auch eine schwere und lange Krankheit, waren für mich eine Überraschung und unerwartete Fügung des Schicksals in meinem Leben. Zu jener Zeit habe ich viel über den Sinn meines Leidens und der Krankheiten nachgedacht. Warum habe ich so viel Schmerz erlitten? Warum sind so schwere und ernste Beschwerden gekommen, die mein Leben so unerträglich gemacht haben?

Eine lange Zeit lang konnte ich den Sinn meines Leidens nicht verstehen. Ich fühlte mich kraftlos gegen das Böse und seine Folgen, mit denen ich täglich konfrontiert wurde.

Nach mehreren Jahren kann ich schließlich sagen, dass „nur im Licht des Glaubens man den Sinn des erlittenen Leidens begreifen kann“. Nur dann hat das Leiden einen Sinn – wenn es also mit dem Glaube angenommen wird. Nur der Glaube kann dem Menschen Kraft geben, die ihm hilft, die größten Schwierigkeiten zu bewältigen. Der Sinn meines Leidens ist allen mitteilen zu können, dass Mobbing am Arbeitsplatz ein großes Vergehen ist, von dem ich mich dank Gott befreien konnte und wieder zum normalen Leben und zur Arbeit zurückgekehrt bin.