15. Wir sollten Gott keine Bedingungen stellen

Die Zeit verging sehr schnell. Doch es war leider immer schwieriger eine Beschäftigung zu finden. Obwohl ich versucht habe optimistisch in die Zukunft zu schauen, war ich manchmal wegen der Situation auf dem Arbeitsmarkt sehr enttäuscht. Zu dieser Zeit waren in Zeitungsanzeigen vor allem Arbeitsangebote für Versicherungsagenten zu sehen. Ich hatte daraufhin etwas Angst gezwungen zu werden, als Agent mein Brot zu verdienen.

Persönlich hatte ich nichts gegen Menschen, die in diesem Beruf gearbeitet haben. Doch die Perspektive eines Mangels an festem monatlichen Einkommen schreckte mich ab. Außerdem war ich überzeugt, dass ich keine Kenntnisse, Fähigkeiten und Praxis hatte, die für den Beruf eines Agenten notwendig waren.

Also begann ich um eine Arbeit zu beten, doch betonte dabei, dass ich kein Versicherungsagent sein wollte. So sprach ich:

-„Lieber Gott, ich bitte Dich um eine Arbeit, aber gib mir keine Agentenarbeit, weil ich mich dazu überhaupt nicht eigne.“

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Wieder vergingen die nächsten Monate und ich war immer noch ohne Arbeit. Schließlich beschloss ich einige Kleinanzeigen in Zeitungen aufzugeben. Auf diese Weise bekam ich zwei Einladungen zum Interview.

Nach dem Besuch in dem ersten Unternehmen – wo es eine freie Stelle gemäß meiner Berufserfahrungen gab – war ich sicher, dass ich die angebotene Arbeit nicht bekommen würde. Wie gewohnt präsentierte ich mich wieder einmal schlecht und machte beim Bewerbungsgespräch keinen guten Eindruck.

An einem anderen Tage rief mich Herr K. an, der Manager in einem Versicherungsunternehmen war. Aus dem kurzen Telefongespräch kam hervor, dass es um eine Arbeitsstelle in der Personalabteilung ging. Ein paar Tage später traf ich mich mit Herrn K. und hatte nach dem Interview das Gefühl, dass meine Stelle dort ziemlich sicher war. Während des Treffens erwähnte Herr K. zwar nichts über die angebotene Arbeitsstelle, doch zeigte dafür ein großes Interesse an meiner bisherigen Berufserfahrung. Zum Schluss sagte er, dass er noch einmal darüber nachdenken müsse. Beim Abschied versprach er mich bald anzurufen.

Und tatsächlich hielt er sein Wort ein. Zwei Tage später rief er an und lud mich zum zweiten Gespräch ein. Man muss sich vorstellen, wie groß meine Freude gewesen ist! Nach einer langen, erfolglosen Suche war dies das erste gelungene Vorstellungsgespräch. Ich hatte große Hoffnung wieder eine Arbeit zu haben. Ich rief gleich meine Mutter an und erzählte von allem. Dabei erwähnte ich, dass es um eine Arbeit im Versicherungsunternehmen ging und fügte schnell hinzu:

-„Ich hoffe, dass es keine Arbeit als Versicherungsagent ist. Wenn ja, dann nehme ich sie nicht an.“

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Als ich mich wieder Herrn K. gegenüber setzte und ungeduldig darauf wartete, was er mir mitteilen wollte, sagte er:

-„Ich möchte Ihnen eine Stelle als …Versicherungsagent anbieten.“

In jenem Augenblick kam ich nicht aus dem Staunen heraus und hoffte nur, dass ich nicht vom Stuhl fallen würde, was wiederum meine besondere Motivation zu dieser Art von Arbeit zeigen würde.

-„Wie stellen Sie sich die Arbeit von Versicherungsagent vor?“ – fragte der Manager, ohne dabei auf meine Antwort auf dein Angebot zu warten.

Zu meinem größten Erstaunen antwortete ich ruhig, doch wahrscheinlich hatte ich kein positives Gesicht, da er mich sofort fragte:

-„Warum sind Sie traurig?“

Es war die Wahrheit. Ich war wirklich traurig, aber ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Ich erwähnte nur, dass das regnerische Wetter und daher auch der niedrige Druck auf mein schlechtes Befinden Einfluss gehabt hätten.

Bis zum Ende des Gesprächs überredete er mich zur Arbeit in der Versicherungsbranche und versprach mir einen sehr hohen Lohn und die Möglichkeit eine schnelle Berufskarriere zu machen. Am Ende bat er mich sich Gedanken über seinen Vorschlag zu machen und ihm eine Antwort bis zum von uns vereinbarten Termin zu geben.

Es ist sehr schwierig zu beschreiben, wie ich mich gefühlt habe, als ich aus dieser Firma rausging. Ich war enttäuscht, wollte nur noch weinen und hatte Groll gegenüber Gott.

-„Ich habe Dich doch gebeten mir eine solche Arbeit nicht zu geben! Warum hast Du mich gedemütigt statt mein Gebet zu erhören? Du weißt doch genau, dass ich große finanzielle Verpflichtungen habe! Und wie soll ich sie jetzt zurückzahlen, wenn ich nun eine solche unsichere Arbeit haben werde?“ – sagte ich zu Ihm beinah schreiend vor Groll.

Einige Tage lang war ich wütend und stritt mich mit Gott, doch bald vergingen die negativen Emotionen.

Dabei wurde mir klar, dass Gott gescherzt hatte, um mir etwas Wichtiges zu zeigen. Nach diesem Gedanken kam ich zum Entschluss, dass ich Ihm einfach keine Bedingungen stellen sollte. Er wusste doch am besten, was ich brauchte.

***

Der Charakter der Arbeit von Versicherungsagent war mir bekannt und ich wusste, dass man nicht mit ständigem Einkommen rechnen kann. Ich dachte: „Was soll ich tun, um meine Schulden zu bezahlen?” Also begann ich meine Lage zu analysieren. Dabei wusste ich, dass ich keine Chance hatte eine Beschäftigung gemäß meiner Qualifikationen zu finden und dass es immer schwerer war überhaupt irgendeine Arbeit auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Also stellte ich fest, dass ich in meiner Situation nicht meckern durfte und das Angebot vom Versicherungsunternehmen annehmen sollte. Ich hatte doch nichts zu verlieren, nur meine Zeit, von der ich sehr viel hatte. Schließlich sagte ich zu Gott:

-„Lieber Gott, wenn Du wirklich willst, dass ich als Versicherungsagent arbeite, so will ich der beste Versicherungsagent der Welt werden. Für Dich.“

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Nach einem Monat hatte ich bereits die erste Schulung aus dem Bereich Versicherungen hinter mir. Gleich danach begann ich nach neuen Kunden zu suchen. So verbrachte ich jeden Tag 5-6 Stunden am Telefon und versuchte mit Hilfe des Telefonbuches Menschen zu finden, die Interesse an einer zusätzlichen Versicherung hätten. Ich führte Duzende Telefongespräche und konnte demzufolge jeden Tag durchschnittlich zwei-drei Treffen mit potentiellen Kunden ausmachen. Außerdem bekam ich oft von meinen Telefongesprächspartnern viele Kontakte zu anderen Personen, die ebenfalls Interesse an Versicherungen haben könnten.

In fast drei Monaten in meiner Arbeit als ein Agent, habe ich viele Kunden erreicht, die daran interessiert waren, das Versicherungsangebot kennenzulernen und hatte viele Treffen und Gespräche hinter mir.

Doch trotz meiner Anstrengungen verkaufte ich leider …keine Versicherungspolice.

Deswegen war ich auf mich selbst sauer, dass ich viele Zeit verlor und kein Geld verdiente. Ich hatte viele finanzielle Verpflichtungen und wurde auch noch von denen, die mir Geld geliehen haben, daran erinnert, meine alten Schulden zurückzuzahlen.

So betete ich weiterhin eifrig um eine Arbeit, die es mir ermöglichen würde, meine Schulden zu bezahlen.

-„Du weißt, was Du tust.“- sprach ich zu Gott und stritt mich diesmal nicht mehr mit Ihm.