09. Das Mobbing zerstörte meine Gesundheit

Erste Symptome der Krankheiten erschienen schon in den ersten Monaten meiner Beschäftigung in der Abteilung für Personalverwaltung.

Von Anfang an ging ich mit Ereignissen am Arbeitsplatz sehr emotionell um. Nach der Rückkehr aus dem Büro nach Hause dachte ich darüber nach, was an jenem Tag am Arbeitsplatz geschehen ist und erlebte noch einmal jedes einzelne Wort und Benehmen der Mobber. Im Laufe der Zeit begleiteten mich diese schlechten Gedanken unaufhörlich und es wurde immer schwieriger sie loszuwerden.

Am Anfang…

  • Zuerst erschien in mir eine innere Unruhe. Jeden Abend ging ich unruhig ins Bett und dachte über bereits an den nächsten Tag. Am Morgen wachte ich mit Magenkrämpfen auf und hatte Angst zur Arbeit zu gehen. Nur mit größter Anstrengung gelang es mir aufzustehen. Doch allmählich wurde meine Unruhe immer größer.
  • Dabei begleiteten mich Unlust und Unzufriedenheit darüber, dass ein neuer Tag begonnen hat und ich wieder zur Arbeit gehen musste.
  • Außerdem kamen nun die ersten Schwierigkeiten einzuschlafen. Im Laufe der Zeit begleitete mich Schlaflosigkeit und aus diesem Grund war ich morgens immer übermüdet.
  • Ich verlor den Appetit. Ich bin schon immer eine schlanke Person gewesen, doch zu jener Zeit habe ich einige Kilo abgenommen und sah demzufolge wie mein eigener Schatten aus.
  • Immer öfter hatte ich Magenbeschwerden. Einerseits wurden sie durch den ständigen Stress, aber auch durch Appetitverlust verursacht. Die Magenschmerzen begleiteten mich ab dem Anfang der beschriebenen Ereignisse am Arbeitsplatz und wurden besonders stark in Stresssituationen, z.B. während eines unangenehmen Gespräches mit meinem Chef. So bekam ich nach jedem Gespräch dieser Art starke Magenkrämpfe.
  • Schon nach kurzer Zeit begann ich körperliche Ermüdung und Schwäche zu empfinden. Manchmal war ich ganz ohne Grund extrem müde.
  • Dazu kamen auch noch Kopfschmerzen und Kopfschwindel, was ich vorher noch nie gehabt habe.

Mit der Zeit…

  • Die innere Unruhe, die mich bei der Arbeit immer wieder bei begleitet hat, ist im Laufe der Zeit zu einer starken Furcht geworden.
  • Den ganzen Tag lang begleitete mich eine nervöse Spannung, die ich erfolglos zu unterdrücken versuchte. Das waren erste Symptome einer starken Nervosität.
  • Einmal stieg ich aus dem Bus aus und bemerkte, dass etwas mit meinen Beinen nicht in Ordnung war. Ich hatte den Eindruck, dass meine Muskeln ganz steif wurden. Ich wollte meine Beine bewegen, doch es war erfolglos. Ich konnte mich einfach nicht von der Stelle bewegen und zur Straßenbahnhaltestelle gehen, wo ich weiter zur Arbeit fahren sollte. Ich wartete einige Minuten ab und erst dann war ich imstande Schritt für Schritt langsam voranzugehen.
  • Auch später bemerkte ich sehr oft ähnliche Symptome. An einem Tag ging ich sehr schnell zur Firma, da ich nicht zu spät kommen wollte. Doch plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich stehenbleiben musste, da ich nicht mehr weiter gehen konnte. Plötzlich spürte ich starke Krämpfe und Spannung in den Muskeln. Das war auch der Grund, warum ich stehengeblieben bin. Ich musste also zunächst eine Weile abwarten und erst dann konnte ich wieder weitergehen.
  • Ein anderes Mal lief ich zur Bushaltestelle, um den Bus noch zu kriegen. Ich wollte noch in Eile einsteigen und … fiel auf der Treppe um. Meine Beine wurden bewegungslos. Ich hatte keine Kraft aufzustehen. Dank Gott half mir allerdings jemand. Seit diesem Ereignis hatte ich schließlich Angst öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.
  • Im späteren Zeitraum kam es in Bussen und Straßenbahnen zu ähnlichen Vorfällen, wie die auf der Treppe. Diese Situationen lösten bei mir eine immer größere Angst vor dem Einsteigen in öffentliche Verkehrsmittel ein. Als sich dagegen mein Bus der Haltestelle näherte, erschien bei mir eine innerliche Spannung, die ich nicht bewältigen konnte.
  • Im Laufe der Zeit war ich immer seltener imstande, normal in den Bus oder in die Straßenbahn einzusteigen und musste mich deswegen jedes Mal mit den Händen festhalten.
  • Mein Gesundheitszustand verschlechterte sich immer schneller. Ich wusste eigentlich nicht, was mit mir geschehen ist. Ich konnte es gar nicht verstehen, wie es dazu gekommen war, dass ich Angst hatte in den Bus einzusteigen. Vorher bin ich doch viel durch Polen und Europa gereist! Während meiner Reisen war es für mich eine wahre Freude mit dem Bus oder Zug zu fahren. Außerdem wurde ich immer von meinen Bekannten als eine gesunde Person gesehen. Ich fragte mich also: „Was ist mit mir los?“

Später…

  • Die Angst, die mich seit Anfang meiner Arbeit in der Abteilung für Personalverwaltung begleitet hat, wurde im Laufe der Monate immer stärker. Schließlich war es nicht nur ein Angstgefühl, sondern verschiedene Arten von Ängsten. Zuerst hatte ich Angst zur Arbeit zu gehen und mich mit meinen Mobbern zu treffen.
  • Als die Beinschmerzen sehr lästig wurden, kam eine riesige Angst vor einem Umfall auf der Straße dazu. In solchen Momenten zitterten meine Beine vor Schrecken und ich konnte nicht normal stehen. Um nicht umzufallen, musste ich mich z.B. an einer Straßenbarriere festhalten oder mich an den Arm eines vorbeigehenden Fußgängers klammern.
  • Für mich war das eine wahre Qual. Meine Beine wurden plötzlich so steif und schwer, dass ich mich praktisch nicht bewegen konnte. Ich fühlte mich, als wenn meine Füße am Boden kleben würden. Gleichzeitig wurde auch mein Rücken steif. Ein immer größeres Zittern der Beine begleitete schließlich jeden Versuch sich zu bewegen oder sich umzudrehen. Dazu kam auch noch das Gefühl, dass ich gleich zu Boden stürzen würde.
  • Mit der Zeit hat sich die Angst allerdings vergrößert. Ich fühlte mich, als ob die panische Angst jeden Teil meines „Ichs” erfüllen würde. Als ob die Angst meine Gedanken und Emotionen völlig ergriffen hätte… Mein Herz schlug dabei schnell und alles tat weh, von Kopf bis zu den Zehen. Meine Kopfschmerzen waren so stark, dass es vor den Augen dunkel wurde. Nur mit größter Mühe und Anstrengung gelang es mir meine Schwäche zu überwinden, weiterhin zu gehen und durch ein Wunder mein Ziel zu erreichen.
  • In solchen Situationen hatte ich eine große Angst, vor den Augen anderer umzufallen. Ich versuchte andere Menschen so weit es ging zu meiden, damit niemand meine Schwächen sah. Wahrscheinlich kam auch aus diesem Grund eine neue Art von Angst – die Angst vor Menschen – auf. Sobald irgendwelche Personen in der Nähe waren und ich gerade nicht imstande war weiterzugehen, knickten meine Knie vor Schwäche und Schrecken ein und ich hatte das Gefühl, dass ich in Ohnmacht fallen würde. Schließlich ging das so weit, dass ich am liebsten nur am Abend aus der Wohnung gehen wollte, so dass mich niemand sehen konnte.

Im Laufe der Zeit…

  • Es kam dazu, dass ich Angst hatte tägliche Tätigkeiten auszuüben, z.B. eine Straße zu überqueren, ins Geschäft zu gehen und Treppen hinaufzusteigen usw.. Mein ganzes Leben war immer mehr von Angst, Furcht und Schrecken erfüllt. Das war nicht auszuhalten.
  • Ständige Angstanfälle haben meine Ruhe und somit auch mein Leben völlig zerstört. Ich fühlte mich immer schlimmer – psychisch als auch physisch.
  • Sobald ich Stress empfand, hatte ich ein beschleunigtes Herzklopfen und konnte nicht atmen. In Stresssituationen, besonders wenn ich das unzufriedene Gesicht meines Chef sah, bekam ich Herzrasen.
  • Doch es erschienen auch andere Beschwerden, an denen ich vorher nie gelitten habe – Schmerzen im Brustkorb verschiedener Intensität, sehr starke Kopfschwindel, Gleichgewichtsstörungen, quälende Schmerzen im Nacken und Rücken sowie auch starke Schmerzen in der Wirbelsäule, die sich nach und nach verstärkten.
  • Ich sah, dass ich immer schwächer wurde. Zusätzlich war mein Herz voller Bitterkeit und Leid. Alles, was ich damals innerlich erlebt habe, kann als „ein Sturm der Emotionen” bezeichnet werden.

Doch leider…

  • Mein Gesundheitszustand begann meine Arbeitsergebnisse negativ zu beeinflussen. Mein anfänglicher Enthusiasmus und Freude, die mich bei der Änderung der Arbeitsstelle begleitet haben, haben mich nun ganz verlassen. Meine Arbeit gab mir keine Zufriedenheit mehr. Die Erfüllung von Berufspflichten, die vorher für mich eine große Herausforderung dargestellt haben, ist schließlich zu einer unerlässlichen Pflicht geworden. Ich arbeitete nun mit großer Mühe und Anstrengung.
  • Im Laufe der Zeit hatte ich immer größere Probleme mich auf den einfachsten Aufgaben zu konzentrieren. Ich habe auch bemerkt, dass ich allmählich nicht mehr an meine Berufsmöglichkeiten und Fähigkeiten glaubte. Dabei begleitete mich ein Gefühl der eigenen Wert- und Nutzlosigkeit. In bisherigen Arbeitsstellen hatte ich stark daran geglaubt, dass ich etwas Wichtiges und Nützliches schaffen könnte. Doch während meiner Beschäftigung in der Abteilung für Personalverwaltung habe ich diesen Glauben vollkommen verloren.

Schließlich…

  • Nach einigen Monaten Arbeit im Stress kamen der Höhepunkt meiner Krankheiten und Beschwerden. Als eine sehr empfindliche Person war ich besonders empfänglich für emotionelle Verletzungen und dessen schädlichen Folgen.
  • Arbeit im ständigen Stress, psychische Überlastung und Drohungen mit dem Arbeitsverlust führten letztendlich zu einer Verstärkung meiner Ängste, die sich in meinem Fall in traumatische Angstzustände verwandelten. Es kam auch dazu, dass ich nachts aufgrund von Alpträumen aufwachte.
  • Äußerlich schien ich ruhig zu sein. Deswegen vermutete sicherlich auch niemand, was ich innerlich wirklich erlebte. Ich erduldete meine Krankheiten schweigend und klagte nie über meine Situation, so dass nur Gott wusste, was ich in jener Zeit wirklich gefühlt habe.
  • In Wirklichkeit ging aber meine psychische Ausdauer langsam zu Ende. Ich fühlte mich wie ein aufgeblasener Luftballon, der – voller negativer Emotionen, Leid und Ungerechtigkeitsgefühl – gleich in viele kleine Teile zerspringen würde.
  • Zudem entwickelten sich auch bei mir gefährliche körperliche Krankheiten. Es kam zu einer Blockaden körperlicher Reaktionen, die anfangs nur in Stresssituationen erschienen. Später verstärkten sich diese Symptome und traten schließlich bei gewöhnlichen Alltagsereignissen auf, z.B. zu Hause, im Laden, auf der Straße und wo auch immer.
  • Meine Probleme mit Gelenken und Muskeln haben sich sehr vertieft. So war es für mich immer schwerer in den Bus einzusteigen oder über eine halbe Stunde in der Straßenbahn auf meinen schwachen Beinen zu stehen.
  • Schließlich war ich nicht imstande, meine Firma mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Deswegen war ich gezwungen täglich ein Taxi zu nehmen, ansonsten wäre es für mich unmöglich gewesen in der Arbeit zu erscheinen.
  • Diese neurologische Krankheit führte zu weiteren Schwierigkeiten – zur Steifheit in den Fingern, Händen, Füßen und Lippen, Doppelsehen, Schwierigkeiten mit der Aussprache, undeutlichem Sprechen, Schwierigkeiten beim Essen, Trinken und Schlucken, da mein Kiefer steif wurde. Da diese Symptome charakteristisch und typisch für die Muskelkrankheit Myasthenia Gravis waren, sind Ärzte zum Entschluss gekommen, dass ich an dieser unheilbaren Krankheit erkrankt war.
  • Auch meine Herzbeschwerden verstärkten sich dabei. Noch bevor diese Krankheiten aufgetaucht sind, habe ich sehr selten den Aufzug in meinem Wohnhaus benutzt. Ich stieg sogar mit schweren Einkäufen in den sechsten Stock, wo ich damals wohnte, die Treppe hinauf ohne mich dabei festzuhalten. Seitdem sich die Krankheiten verstärkt haben, konnte ich keine Entfernung mehr überwinden, ohne dabei mehrmalig stehenzubleiben und mich etwas zu erholen. Dabei hatte ich eine starke Kurzatmigkeit und Herzrasen.

Die Ereignisse am Arbeitsplatz haben bei mir viele Krankheiten und Beschwerden verursacht, die innerhalb kurzer Zeit zur völligen seelischen und körperlichen Auszehrung meines Körpers geführt haben.