20. Die Erde und den Himmel bewegen

Vor ein paar Jahren entschloss ich mich, eine neue Wohnung zu kaufen. Ich fand– meiner Meinung nach – eine entsprechende Wohnbaugesellschaft, die gerade eine neue Wohnsiedlung baute. Nachdem ich stark überlegt hatte, traf ich die Entscheidung mit dieser Gesellschaft einen Vertrag  zu unterschreiben und den ganzen Geldbetrag auf ihr Konto  einzuzahlen. Sobald die Siedlung fertig war, würde ich die Schlüssel zu meiner neuen Wohnung bekommen und würde dort einziehen.

Leider wurde ich nicht zur Wohnungsinhaberin, weil kein notarieller Akt  unterschrieben werden konnte. Warum? Die Wohnbaugesellschaft ist in eine finanzielle Notlage geraten und wurde zahlungsunfähig. Das war auch der Grund für die Beantragung eines gerichtlichen Insolvenzverfahrens beim Insolvenzgericht durch den Schuldner. Hierfür wurde ein funktionell zuständiger Richter berufen. Das Insolvenzgericht ernannte zudem eine Person zum Insolvenzverwalter und berief eine Gläubigerversammlung. Nun übernahm der Insolvenzverwalter die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über das Vermögen der Wohnbaugesellschaft.  

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens wurden alle Entscheidungen des bisherigen Vorstandes rechtlich ungültig und darum wurde es auch für mich unmöglich, alle Vorgänge fortzusetzen, um zur rechtlichen Wohnungsinhaberin zu werden. Man sprach sogar von der Möglichkeit, dass ich meine Wohnung und den gesamten von mir eingezahlten Geldeinsatz  verlieren könnte. Es zeigte sich nämlich, dass die Wohnbaugesellschaft der rechtliche Inhaber meiner Wohnung war. Aus diesem Grund konnte der Insolvenzverwalter mit meiner Wohnung eigentlich alles tun, was er wollte. Z.B. konnte er meine Wohnung ohne meiner Zustimmung verkaufen, mich exmittieren und mir meinen bisher eingezahlten Geldbetrag nicht zurückgeben. Aus diesem Grund war das für mich eine Zeit, in der ich voller Angst vor dem Verlust meiner Wohnung und meines Geldes war und aus diesem Grund vor einer unsicheren Zukunft stand…

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Erst nach circa drei Jahren nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens erschien eine Möglichkeit meine Probleme zu lösen.

An einem Tag rief der Syndikus mich und andere Einwohner, die genauso wie ich noch nicht die rechtlichen Inhaber ihrer Wohnungen waren, an. Er informierte uns über die Möglichkeit einen notariellen Kaufvertrag zu schließen. Es gab aber eine Bedingung: wir mussten so schnell wie möglichden restlichenGeldbetrag einzahlen. Nur dann war der Syndikus bereit, den notariellen Akt zu unterschreiben und nur auf diesen Weg könnten wir zum Wohnungsinhaber werden. Der Insolvenzverwalter gab uns 3 Monate, um das Geld zusammenzukriegen und alle nötigen Formalitäten zu erledigen. Wenn es um mich geht, sollte ich eine sehr große, zu dieser Zeit eine für mich unvorstellbare Geldsumme von circa $30.000 einzahlen.

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Die drei Monate vergingen sehr schnell und leider hatte ich am Ende nicht das Geld dafür. Da ich schon zwei Bankkredite abzubezahlen hatte, wollte mir keine Bank einen weiteren Kredit erteilen. Da ich das nötige Geld im genannten Termin nicht einzahlen konnte, rief mich der Syndikus systematisch in sein Büro und fragte, ob ich bereits die benötigte Summe zusammen hätte. Er rief mich vor allem Dienstags oder Donnerstags zu sich, d.h. an den Tagen, an denen er in seinem Büro auf unserer Siedlung war.

Dabei drohte er mir mit einer Zwangsräumung meiner Wohnung. Im Januar 2008 rief er mich erneut zu sich. Auch sein Rechtsanwalt war bei unserem Gespräch anwesend. Sie gaben mir einen allerletzten Termin, also bis Ende Februar. Sie sagten: „Wenn Sie bis Ende Februar kein Geld einzahlen, werden Sie Anfang März exmittiert.“  Auf Antrag des Insolvenzverwalters sollte ich nach dem Ablauf dieses Termins einen gerichtlichen Räumungstitel bekommen.  

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Ich hatte eigentlich keine Idee, wie ich eine solch für mich große Summe zusammenbekommen sollte. Menschlich gesehen war meine Lage völlig hoffnungs- und ausweglos.

Die ganze Zeit betete ich zusammen mit meiner Mutter um einen glücklichen Ausweg aus der Lage. Da ich immer wieder die Hoffnung hatte und glaubte, dass es eine Lösung aus dieser schwierigen Situation geben musste, habe ich mich entschlossen „die Erde und den Himmel zu bewegen“. 

Am Anfang des Jahres bat ich viele Menschen im Inland sowie auch im Ausland um ein Gebet.  Im Februar bat ich auch um das erste Fürbittegebet in einer der Kirchen, wo ein paar Personen aus der Gruppe der charismatischen Erneuerung um Gottes Hilfe und Lösung meiner Situation beteten.

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Nach den Gebeten bemerkte ich, dass der  Syndikus  aufhörte mich regelmäßig in sein Büro zu rufen und mich zu verfolgen. Der Februar ging schnell und  eher ruhig vorbei. Obwohl ich noch nicht die gewünschte Geldsumme einzahlte, bekam ich keinen Räumungstitel. Anfang März schrieb ich einen Antrag ans Insolvenzgericht, in dem ich eine Verschiebung der Zahlungsfrist beantragte. Bald darauf verabredete ich mich mit dem Richter zum Gespräch. Während des Gespräches hat er mir seine Zustimmung auf die Einzahlung der  Geldmittel bis Ende September erteilt.   

Der März und April gingen auch sehr schnell vorbei. Ich hatte das Geld noch nicht und ich hatte weiterhin keine Ahnung, woher ich es nehmen sollte.

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Im Mai bat ich wieder mehrere Menschen um ein Gebet. Nach dem Fürbittegebet in der charismatischen Erneuerung lernte ich Ende Mai, Anfang Juni ganz zufällig (dank meiner guten Freundin) eine mir bisher unbekannte Person kennen. Sie hieß Anna. Wie es sich zeigte, arbeitete sie seit ein paar Jahren in einer der Banken und kannte sich sehr gut mit dem Markt für Bankdienstleistungen aus. Anna entschloss sich mir zu helfen und eine Bank zu finden, die meine Lage (ich hatte damals schon zwei langfristige Wohnungskredite abzubezahlen) berücksichtigen würde und mir einen neuen Kredit gewähren könnte. Nach einigen Tagen rief sie mich an und sagte, dass sie eine Bank gefunden hätte, die zustimmte, mir einen Kredit zu gewähren. In der Wende von Juni auf Juli sammelte ich alle nötigen Dokumente, die ich anschließend der Bank übergab.

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Wieder ging die Zeit schnell vorbei und es kam der September, doch ich bekam immer noch kein kein positives Gutachten und keine Zustimmung über die Kreditgewährung von der Bank. Anfang September erfuhr ich, dass die Entscheidung der Bank von dessen Rechtsanwalt  zurückgenommen wurde. Er verweigerte die Kreditzustimmung wegen ungenauen Vertragsvorschriften im Grundbuch der Wohnbaugesellschaft. Einige Bankangestellten versuchten ihn zu überzeugen, dass er kein Recht habe, aber erfolglos. Außerdem erschien noch ein Problem – Ich musste so schnell wie möglich einen der bisherigen Kredite  abzahlen.

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Was sollte ich nun tun? Selbstverständlich kam wieder ein Fürbittegebet in Frage. Anfang September fuhr ich zur Kirche, um erneut um ein Fürbittegebet zu bitten. Wir beteten zu Gott, damit der Rechtsanwalt seine Entscheidung änderte und ich die benötigten Geldmittel zur Abzahlung des Kredites bekam.

Zwei oder drei Tage nach dem Gebet wurde ich telefonisch von einem Bankangestellten informiert, dass der Rechtsanwalt seine Entscheidung zurückgezogen hatte. Denn die neuen juristischen Argumente, die ihm vorgelegt wurden waren so überzeugend, dass er die Entscheidung  über die Erteilung des Kredites diesmal ohne jeglichen Zweifel begünstigte. Wenn es um das Geld und die Abzahlung des einen meiner bisherigen Krediten geht, gelang es mir im September während 2 Tagen die nötige Summe zusammen zu kriegen und den Kredit gänzlich abzubezahlen.

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Also schien es, dass alles auf dem richtigen Weg war und  ich bald das Geld aufs Konto der Wohnbaugesellschaft einzahlen konnte.

Doch Ende September, Anfang Oktober kam es zur weltlichen Finanzkrise. Die meisten Banken  entschieden sich auf die Gewährung von Krediten zu verzichten (so auch „meine“ Bank) oder diese Dienstleistungen deutlich zu begrenzen. Außerdem wurden alle Formalitäten  und Vorgänge verschärft und die Forderungen, die sie gegenüber ihren Kunden hatten, wurden ebenfalls vergrößert. Anfang Oktober hatte ich ein Telefongespräch mit Anna, die mir sagte, dass es nun eine sehr schwere Situation auf dem finanziellen Markt gäbe. Sie versprach mir aber, alles in der  Bank, in der sie arbeitetet, zu versuchen, damit mir mein Kredit gewährt werden könnte. Doch es könnte ihrer Meinung nach sehr schwierig sein, denn diese Bank erteilt nur hohe Kredite und auch nur für sehr reiche Kunden.   

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Ich dachte wieder: was soll ich machen?! Und es gab nur eine einzige Antwort: Auch diesmal viele Menschen um ein Gebet zu bitten und selbstverständlich auch wieder zum Fürbittegebet zu gehen!

Somit ging ich am 9. Oktober zur Gruppe der charismatischen Erneuerung, um mich am Fürbittegebet zu beteiligen. 

Am nächsten Tag, dem 10. Oktober, rief mich gegen Mittag Anna mit der Nachricht an , dass sie persönlich den Vorstand ihrer Bank besuchte und eine Zustimmung zur Erteilung des Kredites bekam. Sie sagte mir, dass alle erforderlichen Bankdokumente von ihr mit dem Datum vom 13. Oktober (ein für mich besonderer Fatima-Tag ) ausgefüllt und unterschieben wurden.

Zehn Tage später unterschrieb ich mit der Bank den Kreditvertrag, die die Entscheidung traf, die Geldmittel auf das Konto des Syndikus nach der Vorstellung des notariellen Aktes zu überweisen. Noch an diesem Tag traf ich mich mit dem Syndikus, um ein Termin für die Unterschreibung des notariellen Aktes zu vereinbaren. 
Und plötzlich kam eine unangenehme Überraschung!!!

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Nachdem der Syndikus sich mit dem Bankvertrag bekannt gemacht hatte, fing er an über den Inhalt des Vertrages zu zweifeln und informierte mich, dass er den notariellen Akt mit mir nicht unterschreiben würde, so lange die Bank den Vertrag  nicht änderte. Außerdem  forderte er nachdrücklich sich mit dem Bankdirektor zu treffen und erwartete eine entsprechenden Erklärungen, dass der Inhalt des Vertrages geändert werde.  Aber die Bank wollte diesen nicht ändern und sich auch nicht mit dem Syndikus treffen, weil der Syndikus keine Vertragspartei war. Daraufhin sagte mir der Syndikus, dass er in diesem Fall keinen notariellen Akt mit mir unterschreiben würde.

Auch diesmal bat ich die Menschen aus der charismatischen Erneuerung um ein Gebet, die daraufhin um ein glückliches Ende meiner Probleme beteten.

Bald nach den Gebeten stimmte die Bank zu, sich mit dem Syndikus zu treffen.  Während des Gespräches (bei dem auch ich anwesend war)  schlug der Bankdirektor dem Syndikus eine Lösung vor, mit der der Syndikus letztendlich einverstanden war.

Am 26. November wurde schließlich der notarielle Akt von mir und dem Syndikus im Sitz der Bank und bei Anwesenheit des Notars und des Bankangestellten, unterschrieben. Das war gegen 9.30 Uhr. Gleich danach, noch am Vormittag, wurden die Geldmittel von der Bank auf das Konto der Baugesellschaft überwiesen.

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Auf diese Weise wurde ich zur rechtlichen Inhaberin meiner Wohnung. Alle Hindernisse, die mir im Weg standen, wurden überwunden.

Das war dank des Gebetes  möglich  – einem riesigen Gebet mehrerer  Menschen im Inland als auch im Ausland. Das war also das Gebet, das letztendlich imstande war „den Himmel zu bewegen“.  

Das war vor allem dank Gott möglich, der  alle diese Gebete erhörte. Gott, für den es nichts Unmögliches gibt. Gott, der wirklich lebt, wirkt und immer zur Hilfe kommt, wenn  wir nach Ihm rufen, wenn wir in Not sind…